Das Ehrenamt weiter stärken
Am vergangenen Samstagmorgen beteiligte sich die Landtagsabgeordnete Christiane Staab (CDU) an der Aktion 'Saubere Gemeinde 2024' im Ortsteil Rot, indem sie sich dem fleißigen Sammelteam der CDU St. Leon-Rot anschloss und half, den Bereich Oberfeld von Müll und Unrat zu säubern. Nur drei Tage später, am vergangenen Dienstagabend, rückten Staab und der CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Manuel Hagel im Veranstaltungszentrum Harres ein Thema in den Fokus, das Staab selbst als 'den berühmten Kitt unserer Gesellschaft' bezeichnete und das die Grundlage für vielfältiges Engagement bildet: das Ehrenamt.
Staab lobte dabei die Arbeit der Vereine und aller ehrenamtlich Tätigen und dankte für deren Engagement. "Es gibt keinen besseren Ort, Dinge gemeinsam zu tun und zu erleben, als in der Familie und im Verein", erklärte die Parlamentarierin, die auch ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Walldorf aktiv ist.
Der CDU-Vorsitzende Tobias Berger hieß zu Beginn der Veranstaltung auch im Namen seiner Mitorganisatoren Michael Eck und Udo Back neben Staab und dem Ehrengast aus Stuttgart rund 60 Gäste aus nah und fern willkommen, darunter auch den Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte sowie die beiden ehemaligen Landtagsabgeordneten Karl Klein und Michael Sieber.
Michael Eck erinnerte in seinem Grußwort daran, dass die CDU St. Leon-Rot gemeinsam mit Staab während der Coronazeit zu einer Videokonferenz Vereinsvorstände eingeladen habe, um sich über die Situation der Vereine zu informieren. Er selbst sei seit seinem 14. Lebensjahr in Vereinen und Verbänden aktiv und führe in St. Leon die Interessenvertretung der Ortsvereine als Vorstand.
Eck: „In vielen Bereichen sehe ich Vorsitzende, die ihren `Job´ schon seit vielen Jahren machen. Diese würden gerne den Staffelstab an Jüngere weitergeben, aber sie finden keine Nachfolger.“ Dies liege auch an der komplexen Materie der Vereinsführung, mit der sich die jeweils Verantwortlichen auseinandersetzen müssen.
Manuel Hagel, auch Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg, hielt einen rund 20-minütigen Impulsvortrag, in dem er darauf hinwies, dass auf Landesebene mit dem Innenministerium der Runde Tisch "Ehrenamt und Fastnacht" ins Leben gerufen wurde. Dabei betonte Hagel: "Es geht darum zu prüfen, welche Regelungen für das Ehrenamt erforderlich sind und vor allem, welche Regelungen eigentlich überflüssig sind. Wir sind landauf und landab unterwegs und sprechen mit den ehrenamtlich Tätigen. Unsere Überzeugung ist: Die Ehrenamtlichen wissen genau, was sie tun und was sie benötigen." Seiner Meinung nach könne es beispielsweise nicht sein, dass jemand, der jahrzehntelang bei einem Fastnachtsumzug geholfen und Verkehrsschilder zur Sperrung von Straßen aufgestellt habe, nun dafür einen eintägigen Kurs mit anschließender Prüfung absolvieren müsse.
"Die Abschaffung von Regelungen bezüglich des Ehrenamts erfordert eine stärkere Ausübung von Eigenverantwortung", sagte Hagel, "und Eigenverantwortung ist etwas sehr Positives."
Baden-Württemberg sei „das Ehrenamtsland“, 46 Prozent der Bevölkerung würden sich ehrenamtlich engagieren, dies sei bundesweit Platz 1. Hagel: „Hier müssen wir weiter unterstützen und die Kultur des Miteinanders aktiver leben als bisher.“ Zudem sei es wichtig, die Anliegen von Vereinsvorständen und Schatzmeistern bezüglich Haftungsfragen ernst zu nehmen und zu überprüfen.
Das Kriminologische Institut in Hannover sei übrigens der Frage nachgegangen, warum in Baden-Württemberg die Jugendkriminalität vergleichsweise niedrig sei. „Der Grund ist“, erklärte Hagel, „der sogenannte `Blasmusikeffekt´: Dort, wo sich junge Menschen von Kindesbeinen an ehrenamtlich und für andere engagieren, ist das Risiko wesentlich geringer, dass sie einmal straffällig werden.“
Abschließend forderte Hagel dazu auf, auch weiterhin „auf gute Tugenden wie Leistungsbereitschaft und Fleiß“ zu setzen. Hierzu gehöre auch das Lernen, mit eigenen Stärken und Schwächen umgehen zu können.
Rund eineinhalb Stunden standen Hagel und Staab im Anschluss für Fragen zur Verfügung. Dabei wurden verschiedene Themen diskutiert, darunter Probleme bei der Beurlaubung von ehrenamtlich Tätigen, wie sie von Helmut Spannagel, dem Ehrenkreisvorsitzenden des Blasmusikverbandes Rhein-Neckar e.V., zur Sprache gebracht wurden. Ferner ging es um teilweise notwendige Einholen eines polizeilichen Führungszeugnisses, um Schulungen und Weiterbildungsveranstaltungen, um ausufernde bürokratische Hürden und Aspekte des Vereinsrechts.
Auch Benedikt Krauter, der 2. Vorsitzende des VfB Wiesloch 1907 e.V., meldete sich zu Wort und wies im Rahmen seiner Stellungnahme beispielhaft auf die „Richtlinien für die Förderung hauptberuflicher Tätigkeiten im Sport“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern hin.
"Ich halte das für eine gute Idee. In größeren Vereinen wird das Hauptamt beispielsweise durch Mecklenburg-Vorpommern gefördert, wobei nicht die volle Stelle bezahlt wird, sondern bis zu 1.500 Euro. Dadurch können Ehrenamtliche von zeitintensiven Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Die Vereine verpflichten sich zudem, wenn sie diese Förderung annehmen, zu Kooperationen mit Schulen und Kindergärten, was ein weiterer positiver Aspekt ist. Letztendlich stellen wir uns alle die Frage: Was können wir tun, um das Ehrenamt attraktiver zu gestalten?"
Auch Staab fand diesen Ansatz interessant und äußerte: "Es sollte geprüft werden, inwieweit eine Professionalisierung im Bereich der Vereinsverwaltung unterstützt werden kann." (Text / Fotos: Matthias Busse)