CDU St. Leon-Rot

"Im Homeoffice kann ich keine Kartoffeln anbauen“

Landtagsabgeordnete Christiane Staab und Minister Peter Hauk im Gespräch mit Landwirt Peter Köllner (Köllnerhof / Sandhausen) / Wertschätzung gegenüber Lebensmittelproduktion nimmt ab

Sandhausen. Hoher politischer Besuch auf dem Köllnerhof: Auf Einladung seiner Landtagskollegin Christiane Staab (CDU) besuchte Peter Hauk, der baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, den Köllnerhof in Sandhausen und sprach mit Landwirt Peter Köllner über die Themen, welche die Landwirtschaft aktuell bewegen.

V.l.n.r.: Sylvia und Peter Hampel, Klaus Dörr, CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Herzog, Landtagsabgeordnete Christiane Staab, Gerd Schneider, Bürgermeister Hakan Günes, Peter Köllner, Minister Peter Hauk und Lars Albrecht.V.l.n.r.: Sylvia und Peter Hampel, Klaus Dörr, CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Herzog, Landtagsabgeordnete Christiane Staab, Gerd Schneider, Bürgermeister Hakan Günes, Peter Köllner, Minister Peter Hauk und Lars Albrecht.

Neben Bürgermeister Hakan Günes nahmen seitens der CDU Sandhausen Fraktionsvorsitzender Uwe Herzog, Sylvia und Peter Hampel, Klaus Dörr, Gerd Schneider und Lars Albrecht teil.

„1964 wurde der Betrieb nach Sandhausen ausgesiedelt, den ich seit 2004 gemeinsam mit meiner Familie führe. Wir bewirtschaften rund 60 Hektar und produzieren Spargel und Kartoffel für die Direktvermarktung sowie Industriekartoffel und -gemüse“, informierte Köllner.

Auch einige Schweine hält sich der Landwirt, der mit den Zuständen der Schweinehaltung in anderen europäischen Ländern hadert: „Mit Blick auf das Tierwohl haben wir bei uns in Deutschland hohe Standards, in anderen Ländern interessiert sich dafür niemand. Aber bei uns nimmt die Schweinhaltung ab, in anderen Ländern hingegen zu.“

„Das ist zutreffend“, sagte Minister Hauk, „wir haben im vergangenen Jahr zwei Millionen Schweine weniger, in Spanien hingegen gab es 5 Mio. Schweine mehr. Dort regt sich niemand über deren Haltung auf. Fakt ist: Wir verlagern und anderswo wird aufgebaut. Gewonnen ist für das Tierwohl dabei nichts."

„Eigentlich dachte ich, man habe insbesondere aus dem letzten Jahr gelernt“, so Köllner, „wenn etwas aus dem Ausland importiert wird oder importiert werden muss, dann hat man das nicht mehr in der Hand. Man weiß ja nicht, wie sich das weiterentwickelt. Das, was wir selbst haben, kann uns keiner nehmen.“

Köllner stört sich auch daran, dass seiner Ansicht nach Lebensmittel in die Europäische Union (EU) aus anderen Ländern eingeführt werden, welche bei Weitem nicht deutsche Standards hätten.

Mit Blick auf den Pflanzenschutzsektor sagte Köllner: „Da wird manches mit Mitteln produziert, die bei uns seit vielen Jahren verboten sind. Wieso lässt man so etwas zu? Bei anderen kommt halt ein Stempel drauf und dann interessiert das keinen mehr.“ Durch die Massentierhaltung sei zudem der Respekt verloren gegangen.

Dem stimmten Hauk und Staab uneingeschränkt zu: „Dieses Rad lässt sich leider nicht mehr zurückdrehen. Durch die Massenproduktion ist Fleisch immer verfügbar, wurde dadurch auch immer billiger und erfährt demzufolge weniger Wertschätzung. Früher gab es bei den meisten Familien einmal die Woche Fleisch.“

Für Lebensmittel mehr zu bezahlen, das wolle allerdings kaum jemand. Hauk: „Die Lebensmittel sind im Dezember 2022 im Vergleich zu Dezember 2021 um 38 Prozent teurer geworden. Um das einzuordnen: Im Schnitt liegt das Durchschnittshaushaltsbudget für Lebensmittel bei neun Prozent.“

Früher hätten sich die Verbraucher mehr für die Lebensmittelproduktion interessiert, heute nur noch wenige, so Köllner. Hauk dazu: „Vor 50 Jahren hatten hier in Sandhausen viele Menschen noch Äcker, Beete und Gärten und haben selbst etwas angepflanzt, da gab es Landwirtschaft überall sozusagen im kleinen Bereich. Heutzutage wird da nicht weiter darüber nachgedacht, da gibt es die Gurke eben im Supermarkt.“

Köllner führte ferner aus, dass beispielsweise für ihn als Produzenten von Kartoffeln nicht viel hängen bleibe, bestens verdienen würden hingegen die Transportunternehmen und der Handel.

Und weiter: „In den Hochzeiten von Corona arbeiteten viele Menschen im Homeoffice, so können wir Landwirte aber nicht unsere Kartoffeln anbauen.“ Seine Tochter habe im letzten Jahr angefangen, „Landwirtschaft zu lernen“, dies sei „ihr ausdrücklicher Wunsch“ gewesen.

„Wenn ich nicht mit Leib und Seele an diesem Beruf hängen würde, hätte ich zu ihr gesagt: Mach´ was anderes! Aber sie findet das super und der Betrieb ist auch so aufgestellt, dass er Zukunft hat, wobei ich mir in den letzten Jahren angesichts der vielen Veränderungen schon oft die Frage gestellt habe, wohin die Reise geht.“

Ein Rundgang über den Köllnerhof rundete den Besuch von Staab und Hauk bei Peter Köllner ab. (Text/Fotos: Matthias Busse)